Wahre Demokratie!

Die Regierung leht es ab.
Um das zu rechtfertigen fragt sie das Volk.

Das Volk stärkt seiner demokratisch gewählten Regirung fast mit einer Zweidrittelmehrheit den Rücken. 

Nicht einmal eine Woche später macht die Regierung eine Kehrtwende. 

Das Volk hat sich geirrt, wir wissen es besser. Besser als das Volk und besser als vor einer Woche. 

Das diese Regierung keine Ahnung von Demokratie hat, keinen Respekt vor dem eigenen Volk ist offensichtlich, auch wenn sie dauernd diesen Respekt vor dem Volk und der Demokratie von anderen verlangt ist offenkundig.

Das ist mir, solange es nur die griechsche Regierung betrifft vollkommen egal.
Aber es ist mir nicht egal, wie sich meine Regierung verhält, wie sich die deutsche Regierung verhält. 

Wenn meine Regierung jetzt auch sagt, das Volk in Griechenland hat sich geirrt, wir wissen was richtig ist, lass die abstimmen und denken was sie wollen, wir machen was wir für richtig halten, wir die Regierung wissen was gut ist  für das griechsche Volk, dann verspielt sie mein Vertrauen. 

Wenn unsere Regierung die Entscheidung des griechschen Volkes nicht akzeptiert, dann tut sie es mit der des eigenen Volkes auch nicht. 

Es ist keine Demokratie mehr, wenn eine Regierung tut was sie will, weil sie meint klüger zu sein als das Volk. Das ist schlicht nicht ihr Recht. Sie nimmt der Demokratie die Grundlage. Sie ist nicht mehr meine Regierung, es ist nicht mehr mein Staat. 

Tsipras geniale Taktik

Der griechische Ministerpräsident Tsipras verfolgt eine klare Taktik, und sie geht auf. 

Das ist aber nur zu erkennen, wenn man sich von dem Denken der restlichen europäischen Demokratien löst. Tsipras verfolgt ein Ziel, das sich der Vorstellungskraft der anderen Euroländer entzieht. 

Die Europäer gehen davon aus, dass „die Griechen“ und Herr Tsipras im Euro bleiben wollen, dass sie Geld brauchen und wollen. Das ist falsch. Jedenfalls was die griechische Regierung angeht. 

Ein immer wieder gehörtes Argument ist, dass niemand die Schuld, den schwarzen Peter, für einen „Grexit“ übernehmen will. Nicht Frau Merkel, nicht die EZB, nicht die Eurogruppe, nicht der IWF. 

Einer wird dabei immer übersehen, der am allerwenigsten Schuld am „Grexit“ sein will, den „Grexit“ aber will und dringend braucht. 

Das ist Alexis Tsipras.
Tsipras sind zwei Fakten bewusst:

  • Die Bürger Griechenlands wollen mehrheitlich den Euro nicht verlassen. 
  • Innerhalb des Euro ist die Verwirklichung einer marxistischen Politik unmöglich. 

Alexis Tsipras will sein Ziel einer marxistischen Politik erreichen.
Dazu braucht er den „Grexit“, aber er muss Folge und Schuld des Handelns Dritter sein.

Tsipras braucht Chaos und Elend, um seine Politik umsetzen zu können. 

Tsipras muss sich so verhalten, dass die anderen Euroländer tun was er will, dass sie Ihm den „Grexit“ schenken, damit nicht er die Schuld daran trägt.

Auch das Referendum ist unter diesem Gesuchtspunkt ein genialer Schachzug, denn wieder ist es nicht Tsipras Schuld, dass er ein Angebot der Euroländer nicht angenommen hat. Das Volk hat es nicht gewollt!

Die Pleite griechscher Banken ist aus Tsipras Sicht kein Unglück, sondern gute Gelegenheit sie zu verstaatlichen. Der Zusammenbruch der Wirtschaft keine Katastrophe, sondern Gelegenheit zu Planwirtschaft und umfangreichen Verstaatlichungen. 

Sieht man die griechische Politik unter diesem Ziel ist das Verhalten schlüssig. Es ist weder naiv noch dumm. Es ist nicht ein Ergebnis von Unerfahrenheit oder politischem Dilletantismus, sondern professionell und auch „spieltheoretisch“ absolut logisch und erfolgreich. 

Das selbstbewusste und provozierende, arrogante Auftreten ist nicht gespielt, sondern berechtigt, denn die Dinge laufen genau so wie es geplant ist, und die Gegner merken es nicht. 

Chapeau!

Geld für die Guten

Gestern bei Maybritt Illner, oder es war bei Günter Jauch, habe ich gelernt, das Herr Varoufakis 25.000€ für einen Vortrag erhält. So schätz seinen Marktwert auch Die Welt

Das ist für die Show die er liefert wohl so angemessen, wie die Honorare für Peer Steinbrück seinerzeit. Er bekommt, was er dem Publikum wert ist. Das ist ok.

Ich würde nur gerne wissen wohin dieses Geld, besonders bei Vorträgen außerhalb Griechenlands, überwiesen wird. Ich möchte wissen, ob er dafür vielleicht ein Konto außerhalb Griechenlands hat. Nur aus technischen Gründen – logisch. 

Unideologisch und lesenswert

Griechenland eine Analyse und Ausblick auf Optionen in der Zukunft.

Griechenland leidet im Kern vor allem unter institutioneller Dysfunktionalität und einer schweren Deformation der Produktionsstrukturen. Diese sind massiv zugunsten eines überdimensionalen Konsumsektors verzerrt. Letzterer war nur solange lebensfähig, wie dem Land fortwährend neue Kaufkraft auf dem Kreditwege vom Rest der Welt zur Verfügung gestellt wurde.

Aus: Zwischen GREMAIN und GREXIT: Euroraum in der Bewährungskrise – Institut für Weltwirtschaft, Kiel

Der ganze Text hier.

Selektive Wahrnehmung

Griechenland. Im Fernsehen wird zum Börsenfachmann geschaltet, um sich über die Auswirkungen der griechischen Krise auf den Aktienmarkt berichten zu lassen. Es kommt der zu erwartende Beitrag: Der Mann berichtet, dass die Kurse wegen der Griechenlandkrise um ein, zwei oder vielleicht drei Prozent gesunken sind. 

Stimmt das? Ich meine nicht ob die Kurse gefallen sind, sondern ob das etwas mit Griechenland zu tun hat.

Wir sind im Moment mit unserem Blick auf Griechenland fixiert, also ist in unserer Wahrnehmung alles was passiert eine Folge der Ereignisse in Griechenland. Wir sehen das zwei Dinge gleichzeitig passieren, von denen eines unsere Wahrnehmung voll in Anspruch nimmt, und erkennen sofort einen vermeindlichen Zusammenhang. 

Aber so funktioniert die Welt nicht. Es ist nicht so, dass unsere Wahrnehmung die Realität schafft. 

Wir sehen nach Griechenland und meinen eine Ursache für sinkende Aktienkurse zu erkennen, aber gleichzeitig blenden wir anderes aus. 

Aktienmarkt im Sinkflug
Chinas Baisse wird zur nationalen Krise

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Job-Boom in den USA hält an.

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Saudischer Prinz Walid verschenkt Vermögen
Umgerechnet 29 Milliarden Euro sollen einer Hilfsorganisation zugute kommen.

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Hätten wir nicht gerade Griechenland fest im Blick wùrde der Mann im Frankfurter Börsensaal sicher von China reden, dem Risiko unserer Wirtschaft durch einen denkbaren Börsecrash in China, oder der Jobentwicklung in den USA als wichtigem Konjunkturzeichen. Vermutlich hätte er Recht, wenn wir nicht vielleicht gerade noch etwas anderes übersehen.