Der Brief, den Matthias Matussek nie lesen wird

Lieber Herr Matussek,

Sie lesen mein Blog sowenig wie andere es tun, trotzdem schreibe ich Ihnen hier mal.

Seit es Fernsehshows gibt leben sie von der Selbstdarstellung ihrer Showmaster. Das war schon bei Peter Frankenfeld und Hans-Joachim „Kuli“ Kulenkampff so. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert, auch bei Herrn Krömer ist es so.

Sie mögen jetzt „ja, aber!“ rufen, und Sie haben Recht.
Frankenfeld, Kuli und Kollegen waren charmant , witzig, sie flirteten auf eine angenehme Weise mit den Kandidaten. Man merkte, dass sie Freude daran hatten. Sie stellten sich selbst aus, wie auch Herr Krömer es tut. Nur hat sich das Fernsehen verändert. Intelligenter Charme ist selten geworden.

Ich vermute, dass dies auch Ihnen schon aufgefallen sein könnte.


Meine Frage ist:
Warum gingen Sie da hin?
20 Minuten Internet, ein bisschen Youtube und Sie hätten wissen können was kommt. Der Sender hätte Ihnen auch gerne Kopien der vorherigen Sendungen zur Verfügung gestellt.

Also, meine Frage ist:
Warum gingen Sie da hin?
Ist es das magische Versprechen des Fernsehens, dass man wahrgenommen wird, das man aus der Masse herausragt, das man sich wichtiger fühlt? Kurz gesagt: Schlichte Bildschirmgeilheit. Im Finanzsektor nennt man das Gier, der Wirkmechanismus ist identisch.

Sie wussten was Sie tun, hätten es wenigstens wissen müssen. Mit Verlaub, für Sie gilt hier keine UnschuldsÜberrumplungsvermutung zu Gunsten des Naiven.

Natürlich können Sie nicht verlangen, dass Passagen getilgt werden. Warum auch?
Wer barfuß über Glasscherben läuft kann nicht den Glashersteller verklagen, wenn er sich in die Füße schneidet.

Sie sollten weniger den beleidigten Prozessierer geben, den die Welt überrascht hat über die er sonst schreibt und bloggt, als Herrn Krömer hinterfragen.

Welches Frauenbild des Kurt Krömer steckt eigentlich hinter seinen pubertären Beschimpfungen?
Es sind Elemente weiblicher Sexualität und Körperlichkeit, die er als besondere Erniedrigung einsetzt. Warum nennt er Sie nicht einfach ein „Arschloch“? Warum muss es ein weibliches sein?
Warum nennt er sie nicht einfach einen „notgeilen Alten“? Warum nutzt er die Frauen im sexuellen Dienstleistungsgewerbes und den Kontakt zu ihnen als besonders erniedrigenden Bezug?

Sie haben Recht, Herr Krömer ist nicht sendbar. Aber nur weil er ein verbales Dschungelcamp für Arme veranstaltet, das ohne Würmer und Schleim auskommen muss. Herr Krömer ist mir zu ordinär, ohne Charme, ohne intellektuellen Witz. Eben kein Kuli, kein Frankenfeld, sondern ein Produkt intellektuellen Verfalls. Wie weit musste er sich erniedrigen, um sich gut zu finden.

Krömer ist das öffentlich rechtliche Abenpendent zur Nachmittagstalkshow mit Nachtwiederholung à la „Zwei bei Kallwas“ oder ähnlichen Highlights im privaten Programmbuquet.

Lieber Herr Matussek, ich wünsche Ihnen mehr Selbstachtung und Selbstbewusstsein, beim hingehen, beim beleidigt werden und sein, beim klagen. Ihr ganzer Aufschrei ist bestenfalls PR für Sie und Krömer, oder eine Dummheit.

Herzliche Grüße an Ihre Frau, eine kluge Frau. Aber das wissen Die ja selbst 🙂

Ihr
Christian Schulz