Die Rückkehr der Wirklichkeit

Wir sehen hin und sehen was da ist, wir merken, dass etwas nicht stimmen kann, das etwas nicht mit unseren Erfahrungen, nicht mit unserer Weltsicht zusammen passt, dass es einfach nicht so sein kann. Wir machen uns das aber selten bewusst, wir verzichten auf die Beantwortung der Frage: Was psst nicht? Was stimmt nicht?
Dann bekommen wir es erklärt und sehen etwas anderes. In dem Moment lösen wir uns von dem, was wir schon wussten und lassen uns eine andere, vielleicht falsche Sicht unterschieben.

Ein triviales Beispiel ist Thomas Gottschalk.
Er machte für das ZDF eine sehr erfolgreiche Fersehshow. Er macht(e) Haribo-Werbung, damit sich und Kinder froh.
Dann haben wir gehört, dass er in den USA ein Luxusleben auf einer Millionärsinsel führt.
Das passt nicht zusammen. Das ZDF hat ihn sicher gut bezahlt, Haribo sicher auch, aber so gut sicher auch nicht. Woher also kommt das Geld?

Ein anderes Beispiel:
Wenn ich an meine Schulzeit denke, dann kommt es mir vor, als wäre mein Lernerfolg bestimmt gewesen durch die Fähigkeiten des Lehrers und von seinem Engagement, von seiner Persönlichkeit und meiner Achtung vor ihm. Weniger von anderen Faktoren.
Danach habe ich über Jahrzehnte eine Diskusion darüber erlebt welches Schulsystem die Kinder klug macht. Und nun, was lese ich in der Zeit?

Kleine Klassen bringen nichts, offener Unterricht auch nicht. Entscheidend ist: Der Lehrer, die Lehrerin. Das sagt John Hattie. Noch nie von ihm gehört? Das wird sich ändern.

Den nordkoreanischen Staatschef, Kim Jong Un, zeigt ein Satiremagazin als Witzfigur, andere haben den Witz nicht verstanden und berichteten, entgegen dem was sie sahen. Sie haben sich kein eigenes Urteil zugetraut. Sie haben nicht dem getraut, was sie selber sehen und denken. (sexiest man alive).

Fazit, wir sollten unserem Urteil, unserem Gefühl ab und an trauen und die Dinge sehen, wie sie vor uns liegen. Meist hat der erste Eindruck seinen Wert. Meist ist was dran, wenn uns etwas komisch vorkommt.

Alle Erklärungen und Interpretationen sollten wir an dem prüfen was wir sehen, wir sollten uns fragen ob das was man uns sagt nach dem eigenen Erleben wahrscheinlich ist. Wir sollten aber auch nach dem suchen, was wir vielleicht nicht sehen. Wir sollten uns beim Suchen helfen lassen, dabei aber mit den gleichen Kriterien versuchen die Fachleute von den Schwätzern zu unterscheiden.

Wir sollten was uns sehr merkwürdig und fast unmöglich erscheint für möglich halten, aber erst wenn alles was wahrscheinlicher erscheint, weil es unserer Erfahrung entspricht, ausgeschlossen ist.

Da lohnt auch ein Rückblick auf den Artikel zu Scheinwelten und Scheinwissen