Gutes Qualitätsjournalismus – Keine Ahnung, aber eine Bewertung

Es geht um Fracking. Eigentlich etwas, von dem ein politisch interessierter Journalist schon gehört haben sollte. Nun, sie wusste es nicht, aber die Reporterin hat nachgeschlagen was das ist. Das reicht, um es uns zu erklären. Mag sein, solange es darum geht zu erklären worum es in dem Film „Promised Land“ geht.
Aber natürlich kann eine selbstbewusste Journalistin da nicht stehen bleiben. Sie hat einen Auftrag, sie ist klüger als ihre Zuschauer. Also belehrt sie den Zuschauer auch gleich noch wie es funktioniert und, dass es eine ökologisch bedenkliche Geschichte ist.
Nein, sie sagt nicht, dass der Film es so darstellt, sie sagt nicht, dass es umstritten ist, sie hätte am besten nichts gesagt.


„Berliner Abendschau“ vom 8.Februar 2013

Es ist faszinierend, innerhalb von 12 Sekunden erklärt sie dem Zuschauer sie versteht nichts von dem Thema, und auch gleich im selben Satz was er von dem Thema zu halten hat, von dem sie gerade erklärt hat, dass sie nichts davon versteht.
Frei nach dem Motto: Ich habe zwar keine Ahnung, aber um Dir zu sagen was du zu denken hast reicht es. Nein, so böse meint sie es nicht, nur merkt sie leider auch nicht mehr, was sie da tut. Es ist doch politisch korrekt, was sie sagt. Reicht das nicht?

Es ist symptomatisch. Ein wesentlicher Teil des Qualitätsjournalismus funktioniert so. Scheinwelten, weil „man“ doch weis, wie es ist. Da muss man nicht wirklich etwas wissen, wenn „man“ doch weis, dass es so ist.
Sicher ist das nur ein harmloser Fall, und vermutlich ist es auch richtig, was sie sagt, aber das ist nicht der Punkt. Es geht immer mehr das Nachdenken über Aussagen und Bewertungen die Journalisten abgeben verloren. Es reicht, wenn „man“ etwas weis, wenn es politisch korrekt ist, wenn es alle sagen.

Petra Gute, arbeitet als Live-Reporterin bei der „Berliner Abendschau“ (rbb) und diversen Spezialsendungen, u.a. bei der Berlinale und dem Presseball. Sie gilt als erfahrene Reporterin.