Osama Bin Laden, Terrorfürst oder überschätzter Attentäter?

Osama Bin Laden, auf sein Konto gehen wohl die grausamsten, größten und spektakulärsten Terroranschläge aller Zeiten. Er hat Terrorgeschichte geschrieben, tausende Menschen getötet, einen Krieg begründet die USA und die Welt in den Grundfesten erschüttert.

Hat er das wirklich, in den Grundfesten erschüttert? Ich behaupte nein. Ich behaupte er war ein kleingeistiger Mörder, der nie einen strategischen Erfolg hatte, der immer das Spektakel suchte, aber nie etwas bewegt, verändert oder auch nur behindert hat. Sein Terrorismus ist strategisch so wirkungslos wie die Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung im 2. Weltkrieg. Und sie sind in ihrer Machart vergleichbar.
In beiden Fällen geht es darum möglichst viele Menschen möglichst spektakulär und psychologisch wirkungsvoll zu töten.
Nur, so brutat es klingt, das war damals und ist heute spektakulär, aber wirkungslos. Es macht den Gegner wütend, aber es schwächt, es schadet ihm nicht. Wer einen Krieg führen will der darf nicht auf Effekte, sondern muss auf Wirkung setzen.

Man spürt noch heute, dass die Terrorristen in der Tradition arabischer Flugzeugentführer der 70er Jahre stehen. Die Anschläge von 9/11 waren Bin Ladens „Meisterstück“, sie basierten auf Flugzeugentführungen, sie folgten der klassischen Linie. Sie waren symbolisch wichtig, auch in der Machart, weil sie zeigen konnten, dass die manchmal schon fast irrational wikenden Sicherheitsvorschriften in der Passagierluftfahrt nichts verhindern. Nicht dann, wenn mit großem taktischen Aufwand und Geschick vorgegangen wird.

Selbstmordattentäter, Autobomben, Terror in den Innenstädten sind billiger Terror, es sind Attentate ohne Sinn und Verstand. Laut, spektakulär, ziellos aber trotzdem ohne Wirkung auf das System und die Strukturen, die doch angeblich bekämpft werden sollen.

Im Grunde sollten wir dankbar sein, dass die Terrorristen dumm sind, dümmer jedefalls als die Militärs.
Die militärische Strategie ist längst weg von den Vorstellungen eines „Bomber-Harris“. Die Militärstrategen haben begriffen, dass zivile Opfer, auf die es den Terorristen ankommt, strategisch sinnlos sind, schlimmer: kontraproduktiv. Es ist nicht nur Moral warum sie vermieden werden, sondern auch das Wissen darum, dass es Verschwendung der eigenen Kräfte ist.

Die Militärs heute wissen was schon Lawrence of Arabia wusste und genutzt hat: Es geht nicht darum möglichst viele Menschen zu töten, sondern den Gegner zu schwächen, sein System zu lähmen, ihm seine Machtmittel zu nehmen.
Militärisch bedeutet es die nachrichtliche, organisatorische und logistische Infrastruktur des Gegners zu zerstören. Die beste Armee ist ohne Infrastruktur macht- und hilflos.

Wer das (irrationale) Ziel hat die Welt der Ungläubigen zu zerstören, Amerika zu besiegen, der sollte nicht willkürlich irgendwo Unschuldige und Unbeteiligte, auch eigene Anhänger , ermorden sondern sich dem angeblichen Gegner zuwenden.

Der Gegner ist verwundbar, leicht verwundbar wenn man seine Infrastruktur angreift, und das ist einfacher als die spektakulären Anschläge.
Wie einfach ist es Bomben in Seecontainern oder der Luftfracht zu verbergen. Wie einfach wäre es an einem Tag mehrere Frachtschiffe zu versenken und Frachtmaschinen abstürzen zu lassen?

Man kann jeden Flugpassagier und sein Gepäck kontrollieren, aber nicht jedes Postpaket und nicht jeden Seecontainer. Würden Anschläge uns dazu zwingen, dann sollten wir Angst vor den Terroristen haben, denn sie brächten quasi das Blut in den wirtschaftlichen Lebensadern zum gefrieren.

Würden sie die Verletzlichkeit unserer Bahnsysteme begreifen, dann sollten wir Angst vor ihnen haben.

Wir haben einfach Glück, das Personen wie Osama Bin Laden kleingeistige, fanatische Mörder und Attentäter sind, aber keine professionellen Terroristen. Taktiker, aber keine Strategen.
Wir sollten uns aber auch keine Illusionen machen, es wird eine neue Generation von Terroristen kommen.
Niemand kann voraussagen ob es wieder „bloß“ Mörder und Attentäter sind, oder Terrorprofis. Wir sollten der Entwicklung einen Schritt voraus sein, nicht warten bis sie da ist.