Atommüllendlager

Der Atommüll ist gefährlich und wird es lange Zeit, fast für immer, bleiben. Deshalb muss er eben auch für immer, gesetzlich geregelt für eine Million Jahre, sicher gelagert werden. 

So die Argumente, so die Forderung, so das Gesetz. 

Welche Hybris, welche Selbstüberschätzung. 
Blicken wir mal eine Million Jahre in die Vergangenheit und betrachten den Homo Sapiens im damaligen  Europa. 

OK, damit gibt es ein Problem: Es gab ihn noch nicht, nicht nur in Europa. 
Aber das macht nichts, springen wir mal gute 600.000 Jahre nach vorne, also ungefähr 300.000 Jahre vor heute, da gab es wenigstens schon mal die ersten Neandertaler. Die waren fast wie wir, technisch nach unseren Maßstäben allerdings etwas rückständig. Sie dachten sicher nicht darüber nach was eine Million Jahre später sein würde.

Über die Probleme der in einer Million Jahren Lebenden machten die Neandertaler sich also vermutlich eher weniger Gedanken. Scheint mir vernünftig, woher sollte der Neandertaler wissen wie die Welt, von heute aus gesehen, in 600.000 Jahren aussehen wird? 

Das scheint heute anders, denn offenbar muss wohl das Ende der Wissenschaft erreicht sein. Alles ist erforscht, es gibt nichts mehr zu entdecken, die Welt ist erklärt. 
Sollte dies nicht so sein, sollten sich die Welt und die Wissenschaften in den nächsten 600.000 oder eine Million Jahren eventuell doch verändern und weiter entwickeln, dann ist es ein erstaunliches Maß an Überheblichkeit und Dummheit, heute die Sorgen der Menschen in einer Million Jahren kennen und sogar lösen zu wollen. 

Um 1850 prognostizierten Stadtplaner, dass die Straßen New Yorks wegen der Zunahme an Kutschen bis zum Jahr 1910 in meterhohem Pferdemist ersticken würden. Eine kluge und sicher zutreffende Voraussage, die dringend eine umfassende Pferdemist-Endlager-Strategie erfordert hätte, wäre da nicht die technische Entwicklung gewesen. 

Ein bisschen mehr Vertrauen in unsere Entwicklung und eine Planung, die dem Atomüll für Jahrzehnte sicher und rückholbar verstaut wäre realistischer und sinnvoll. 

Aber in Deutschland brauchen wir eben immer eine Lösung für immer, ein Endlager als Endlösung.