„Nachdem Frau Merkel ihren bisherigen Koalitionspartner ruiniert hat, stehen wir nicht Schlange, um die Nachfolge anzutreten“, sagt der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel.
Ja, die F.D.P. ist in der Regierung gescheitert, zerbrochen, unter die Räder gekommen. Aber lag das wirklich an der erdrückenden Größe und Allmacht der Kanzlerin, oder war der Größenunterschied eher durch die Kleinheit der F. D. P. begründet?
Warum scheint Herr Gabriel zu glauben, dass auch die SPD der Kanzlerin weder personell noch inhaltlich auf Augenhöhe begegnen kann?
Woher die Angst der SPD von Frau Merkel verschlungen zu werden?
Warum verstolpert die SPD den Start in eine Koalition ebenso, wie die Kür des Kanzlerkandidaten?
Damals erklärten erst Steinmeier, dann Gabriel, dass sie nicht Kanzlerkandidat sein wollten und so eben nur Steinbrück übrig blieb. So erschien Steinbrück schon bei der Vorstellung des Kandidaten als übrig gebliebene Notlösung. Ein klassischer Fehlstart, ein Zeichen mangelnden Selbstbewusstseins.
Jetzt wieder dasselbe. Die SPD starrt auf Frau Merkel, wie das Kaninchen auf die Schlange. Angstvoll, voller Respekt, wie ein Kind auf die strenge Mutter.
Die SPD sei nicht dafür angetreten, als Mehrheitsbeschafferin die CDU an der Regierung zu halten, heißt es in einem Beschluss des Landesvorstandes der NRW SPD.
Erwartet das jemand? Mehrheitsbeschafferin? Das ist ein inaktives Selbstverständnis, nicht die Suche nach der Chance zur Gestaltung. Es reicht für die SPD nicht sich durch oder gegen Kanzlerin Merkel zu definieren, egal ob in der Regierung oder der Opposition. So entsteht nie ein eigenes Profil, immer nur ein abgeleitetes, ein fremdbestimmtes.
So wird das nichts. Ich erwarte deutlich mehr Selbstbewusstsein, deutlich mehr Kraft.
Bis jetzt lässt die SPD keinen Gestaltungswillen erkennen, sie tut so als bekäme sie von Frau Merkel einen Verwaltungsbereich zugeordnet.