Warum sollte Trittin zurücktreten?
Weil er verantwortlich dafür war, dass die offiziellen Standpunkte der Grünen veröffentlicht wurden?
Weil er verantwortlich war, dass darin das stand, was im Bundesprogramm der Grünen von 1980 steht?
Nein deshalb muss er sich nicht schämen, dafür sollte man ihm eher dankbar sein. Konsequenzen sollte man fordern, wenn er diese Standpunkte selbst vertreten hat, wenn er sie vielleicht sogar gelebt hätte. Das hat aber niemand behauptet, bisher gibt es darauf keine Hinweise.
Trotzdem ist Trittin angeschlagen, traut sich nicht, merkt dass er im Kreuzfeuer steht, das er sonst anderen genüsslich gönnt.
Er entschuldigt sich, schiebt seiner Entschuldigung sofort ein „aber, die anderen …“ nach, nimmt sie damit quasi gleich wieder zurück. Es war falsch, aber wir sind trotzdem unschuldig, denn andere haben auch Fehler gemacht. Z. B. bei der Debatte um Vergewaltigung in der Ehe.
Man kann eigene Fehler nicht wegvergleichen, wegrelativieren.
Ich bin auf jeden Fall erstmal vorsorglich sehr betroffen. Betroffen kommt bei den Grünen immer gut.
Wählen sollte man Trittin, Roth und Göring-Eckert aus einem anderen Grund nicht.
Wählen sollte man sie nicht, weil sie eine unglaubliche Selbstgerechtigkeit und Scheinheiligkeit vor sich hertragen. Grüne sind gute Menschen, sie dürfen über andere urteilen, sie dürfen verdammen, sie sind die Gerechten. In Wirklichkeit sind sie nur selbstgerecht.
Dabei ist der diszipliniert intellektuell auftretende Trittin noch unscheinbar gegen die Grünen-Bundeschefin Claudia Roth.
Ich erinnere mich an ihre furorische Erregung, als es um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche Kinderfickersekte ging.
Ich erinnere mich daran, dass sich das grüne Wahlvolk geirrt hat und statt Claudia Roth plötzlich Göring-Eckert zur Spitzenkandidatin wählte. Seit dem darf Göring-Eckert neben Trittin herumblässeln, während die doch eigentlich von der Moral und dem Guten berufene Claudia Roth die Partei mit ihren wirrlichternden Auftritten hätte vertreten sollen.
Was sie nicht hindert weiter im Namen der Grünen schrill und im gefühlten Allenbesitz der Moral andere zu verdammen, und die eigene Größe zu loben.
So sagt Claudia Roth in der Pädophiliedebatte:
„Von all denen müssen wir Grüne uns nicht sagen lassen, was Moral ist und was verantwortungsvolles Handeln ist“
Genau, denn in Fragen der Moral haben die Grünen das Alleinvertretungsrecht.
Das meine ich mit Scheinheiligkeit. Schon deshalb sind sie nicht wählbar.
Politik ist gefordert Interessen zu vertreten, die Moral darf und soll dem Grenzen setzen. Moralische Werte dürfen aber nicht zu politischen Zielen gemacht werden, denn dann sind alle politischen Gegner unmoralisch. Unmoralische, böse Menschen aber müssen verfolgt, bestraft und … das hatten wir schon zweimal in Deutschland.
Deshalb ist auch Angela Merkel so beliebt, weil sie still, fleißig und ohne moralischen Habitus interessenorientiert arbeitet. Ob man die Interessen teilt, das muss Gegenstand der politischen Debatte sein, aber Moral hat da nichts verloren.