Bucephalandra – Pflanze und Marketingcoup.

Bei Aquarianern gibt es eine Modepflanze: Die Bucephalandra.

Diese Pflanze ist sehr langsam wachsend, kleinbleibend, relativ pflegeleicht, braucht wenig Licht und sollte nicht eingepflanzt, sondern auf Steine oder Wurzeln aufgebunden werden.

Warum ist sie attraktiv?
Ich denke es gibt zwei „offizielle“ Gründe, die den Hype ausmachen:

  • Sie ist ideal für den aktuellen Trend der Nanoaquaristik/Aquascaping
  • Sie ist in der Natur sehr selten, damit relativ teuer. Es ist noch etwas Besonderes sie zu besitzen.

Selten ist hier das wichtigste Stichwort. Die Pflanze kommt in der Natur nur an wenigen Bächen Borneos vor, der Entnahme aus der Natur sind also sehr enge faktische und naturschutzbedingte Grenzen gesetzt. Wobei die Wirkung der faktischen Grenze sicher die stärkere ist.

Die Pflanze wurde von der Firma dennerle, einem der internationalen Player für Aquaiumpflanzen, auf den Markt gebracht. Dennerle gehört auch zu den großen Playern im Bereich der Nanoaquaristik und des Aquascaping.

Damit kommen wir zum Kern der Sache. Ich weiß nicht, wie es dennerle geschaft hat den Hype zu beginnen, aber es mag mit einer Facebook-Gruppe begonnen haben.

Der Marketingtrick mit dem die Pflanze zum begehrten Objekt wurde hat aber für dennerle einen großen Wert. Er liegt darin, dass die Pflanze sich auf natürlichem Weg im Aquarium oder im Paludarium praktisch nicht vermehren lässt. Es dauert einfach zu lange, um relevante Mengen zu erzeugen.

Also hat dennerle eine Pflanze gefunden die einerseits gut zu einem Modetrend und der damit verbundenen Nachfrage passt, die aber andererseits nicht ausreichend „normal“ vermehrbar oder in der Natur verfügbar ist, um damit einen Markt zu versorgen. Das gilt sogar für herkömmliche Wasserpflanzengärtnereien.

Wo also liegt die Geschäftsidee von dennerle?
Das ist relativ einfach erklärt.

Die Bucephalandra kann unter Laborbedingungen (steril, bestimmte Nährlösungen, eben Laborbedingungen) mit Hilfe einer pflanzlichen Gewebekultur nachgezogen werden. Das bedeutet, es können Pflanzen unter Laborbedingungen aus winzigen Pflanzenstücken nachgezogen werden. Das dauert zwar noch immer, aber es ermöglicht eine nahezu beliebige Anzahl von Pflanzen. Da sie besonders für die Nanoaquaristik in Frage kommen, müssen sie beim Verkauf aber auch nicht groß sein.

Das ist im Ergebnis fast so gut für dennerle wie eine gentechnisch veränderte und patentierte Pflanze. Und, so wird die Geschäftsidee auch gleich noch zum Naturschutz. Wobei man die Gefährdung wohl als Vorteil für das Geschäft werten kann.

Das ist nicht „unmoralisch“ , sondern schlicht ein gelungener Coup.

Letztlich sagt das sogar Stefan Hummel, der bei dennerle Verantwortliche (ab Minute 7:40  – hier im Interview).