Das wissenschaftliche Paralleluniversum der Politik.

Früher war nicht alles besser, aber manches klarer. 

Das gilt auch für wissenschaftliche Erkenntnisse. Ein wichtiges Mittel der Wissenschaft waren Experimente.

Die experimentelle Situation kann in den Naturwissenschaften i. A. Jederzeit und überall hergestellt und kontrolliert werden. Dementsprechend wird von den Ergebnissen die Reproduzierbarkeit – Nachvollzug mit gleichem Ergebnis durch andere Forscher, an anderem Ort, zu anderer Zeit – gefordert.

Das gilt in den Naturwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften noch immer uneingeschränkt. Es bedeutet nichts anderes als die Forderung nach einer Überprüfbarkeit der Aussage. Aussagen die nicht experimentell überprüfbar sind haben keinen wissenschaftlichen Wert. 

Nun gibt es aber Forschungsbereiche, die sich diesem grundlegenden Kriterium entziehen. Es gibt Forschungsbereiche deren Experimente nicht wiederholbar sind, oder die sich Experimenten  vollständig entziehen. 

Das bedeutet, dass es Forschungsbereiche gibt, deren Ergebnisse sich einer naturwissenschaftlich relevanten objektiven Bestätigung entziehen. 

Dies sind die Sozialwissenschaften (Gesellschaftswissenschaften). Sie umfassen jene Forschungsgebiete, die Phänomene des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen theoriegeleitet und/oder empirisch untersuchen.

Was bedeutet theoriegeleitet?
Auf Basis von vorgegebenen Annahmen werden interessante Aspekte isoliert und mit Hilfe empirischer Methoden der Inhaltsanalyse ausgewertet. Das Problem hierbei ist, dass die Auswahl der vorgegebenen Annahmen, und der interessanten Aspekte wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis hat, egal wie sehr sich die Auswertung nachher an eine wissenschaftliche und mathematisch saubere Methodik hält. 

Empirische Forschung.
Empirische Forschung ist im Grunde nichts anderes als Erfahrungswissen. Dieses Erfahrungswissen kann auch durch das gezielte Sammeln von für die Fragestellung relevanten Daten geschehen. 

Damit haben wir aber entscheidende Schwachstellen der Sozialwissenschaften:

  • Der Beweis einer Aussage durch ein wiederholbares Experiment ist nicht möglich. 
  • Die Annahme der Ausgangssituation hat zwangsläufig Einfluss auf das Ergebnis.
  • Bei der Erhebung von Daten wird durch die Bestimmung der Relevanz der zu sammelnden Daten bereits Einfluss auf das Ergebnis genommen. 

Die Sozialwissenschaften haben somit ein Problem schon bei der Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes und der Erhebung der Fakten. Sie sind daher bei der Interpretation der Ergebnisse und den sich ergebenden Schlussfolgerungen sehr abhängig von nicht objektivierbaren Fakten. 

Das kann zu relevanten Ergebnissen führen, die nachher auch belegbar sind. Z. B. bei der Prognose von Wahlergebnissen. Es kann aber auch zu völlig irrelevanten Ergebnissen führen, wie bei der Frage ob man für „soziale Gerechtigkeit“ sei. 
Die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit ist völlig irrelevant, weil jeder etwas anderes unter „sozialer Gerechtigkeit“ versteht. So sind zwar alle dafür, dennoch sind nicht alle für dasselbe und niemand kann wirkluch präzise definieren was er unter „sozialer Gerechtigkeit“ versteht. 

Auf diese Weise lassen sich die Forschungen zu sozialen Fragen beliebig ausdehnen, und es lassen sich praktisch beliebige Ergebnisse produzieren. Auf diese Weise haben wir einen relativen Armutsbegriff eingeführt, der es gestattet die Zahl der Armen unabhängig von deren tatsächlichen persönlichen Lebensverhältnissen zu bestimmen. 

Wenn ich sage, wer weniger als 850€ im Monat zur Verfügung hat ist arm, dann wird die Zahl der Armen zwar nachvollziebar, aber relativ klein, sie wird mit der Zeit sinken. 
Wenn ich aber sage arm ist wer weniger als einen zu bestimmenden Prozentsatz des Durchschnittseikommens hat, dann kann ich die Zahl der Armen fast beliebig festsetzen. 

Beide Wege sind wissenschaftlich sauber, benutzen sogar die gleiche Datenbasis, gehen nur von anderen Annahmen aus. 

Wem das nicht genügt, der erschafft sich Fakten aus Annahmen, die im Ansatz plausibel sind, dehnt diese selbst geschaffene Faktenbasis dann nahezu willkürlich aus, und hat ein neues Forschungsgebiet. Z. B. Genderwissenschaften. 

Überhaupt ist das definieren von Ausgangsbedingungen, die als gegeben angenommen werden (Paradigmen), ein wunderbares Mittel um anschließend mit wissenschaftlich sauberer Methodik, nahezu beliebige wissenschaftliche Erkenntnisse aus Computermodellen oder Studien zu präsentieren. 

Wenn es jetzt noch gelingt diese Forschungen als Grundlage politischen Handelns zu etablieren dann sind wir da wo wir sind, in einer Parallelwelt, streng wissenschaftlich fundiert natürlich.