Wie beschreibt es der Duden: Gesellschaftsform, die aus einer Klasse der Wohlhabenden und einer Klasse der Mittellosen besteht, wobei eine starke Mittelschicht fehlt.
Das trifft auf Deutschland nicht zu. Trotzdem haben wir eine Zweiklassengesellschaft, eine Gesellschaft der Freien und der Unfreien. Eine Gesellschaft derer, die ihr Leben gestalten, und derer, die in ihrem Grundrecht auf Menschenwürde verletzt werden.
Ich unterstütze zwei Personen indem ich ihnen Wege zu Behörden und Diskussionen mit Ämtern abnehme.
Eine Frau, die aufgrund ihrer Erkrankung pflegebedürftig wurde, die Kosten der Pflege nicht tragen kann, und deshalb auf Leistungen des Sozialamtes bei der „Hilfe zur Pflege“ angewiesen ist.
Einen Mann, der nach 40 Jahren Selbständigkeit jetzt durch Krankheit zum Kunden des Jobcenters, also zum Hartz IV Empfänger geworden ist.
An beiden Fällen erlebe ich die Zweiklassengesellschaft. Beide werden in ihrer Menschenwürde beschädigt. Vordergründig scheint es am Geld liegen. Das täuscht aber. Es ist nicht tatsächlich das fehlende Geld. Die Zweiklassengesellschaft teilt nicht Arme und Reiche, auch wenn die Trennlinie scheinbar parallel zur „Reichtumsgrenze“ verläuft.
Nehmen wir den Unternehmer, der jetzt auf Hartz IV angewiesen ist. Alles in allem steht er mit den Sozialleistungen finanziell besser da als vorher. Doch das nutzt nichts, er ist seiner Individualität beraubt und entwürdigt.
Es ist nicht das Geld, das die eine Schicht von der anderen trennt, die Trennlinie verläuft zwischen denen, die von staatlichen Leistungen abhängig sind und denen, die es nicht sind.
Wer von staatlichen Leistungen abhängt wird seiner Freiheit, seiner Eigenverantwortung, seiner Vertrauenswürdigkeit und seiner Individualität beraubt.
Wer abhängig wird von staatlichen Leistungen wird vom freien Menschen zum Objekt einer seelenlosen Verwaltungsmaschine. Einer Verwaltungsmaschine, die sich durch eine zutiefst unmenschliche Gleichgültigkeit dem Einzelnen gegenüber, jeder Verantwortung, jedem menschlichen Verhalten entzieht.
Wer abhängig ist von staatlichen Leistungen wird nicht mehr als Mensch wahrgenommen, das verletzt seine Würde, das trennt ihn von anderen, das macht die Zweiklassengesellschaft. Dabei geht es nur vordergründig um Geld, es geht allgemein um die Abhängigkeit von staatlichen Leistungen, von Entscheidungen der Verwaltung.
Es gibt die Freien und die Verwalteten, das ist die Trennlinie.