Es ist zum Heulen, zum Heulen über die eigene persönliche Mutlosigkeit

Gerade habe ich im Blog von Stefan Niggemeier über das Fernsehen einen resignativen Blogbeitrag gelesen.

Die traurigste Stelle ist diese:

Und dann sitzt da die Produzentin Katja Herzog und sagt über ausländisches Fernsehen:

Ich bin 38, ich möchte Filme machen oder auch Serien, und mein Zuschauer, unser Zuschauer, ist eben gute 60 Jahre alt. Das heißt im Prinzip: Ich muss meinen Eltern Geschichten erzählen. Das bringt mich auch als Macher in eine gewisse Schizophrenie, weil ich ja abends nach Hause gehe, und mir Dinge anschaue, die ich liebe und von denen ich lerne und die ich auch gerne analyisere, aber am Morgen sozusagen in mein Büro marschiere und weiß, das ich das alles hinter mir lassen muss, weil: Nichts von dem, was ich toll finde, kann ich wirklich unterbringen, in dem Rahmen, der mir momentan gesteckt ist.

Ist das nicht zum Heulen?

Ja, das ist zum Heulen, denn die heute 60-Jährigen waren doch in derselben Situation als sie dreißig Jahre jünger waren. Nur war die Reaktion nicht Anpassung, Resignation, sondern Rebellion.

Bei den Fernsehmachern, aber nicht nur bei denen, zeigt sich dasselbe Problem, wie an anderen Stellen in unserer Gesellschaft auch:
Blos keine Verantwortung übernehmen und danach entscheiden was man selbst für gut und richtig hält, sondern immer nur fragen passt alles in das offizielle Weltbild, ist alles „objektiv richtig“ und akzeptiert? Befinde ich mich im gesellschaftlichen Konsens?

Das Ergebnis dieses Handelns sind dann farblose Personen die in einer virtuellen Welt leben, die nichts mehr von den verstehen was die Menschen „draußen“ denken und fühlen.

Flachheit, Stromlinienförmigkeit, Langeweile und Korrektheit entstehen, wenn man nicht tut was man will, sondern was man meint tun zu müssen, dann sind Langeweile, Unzufriedenheit, schlicht schlechter Journalismus das notwendige Ergebnis.

Dieses Handeln erzeugt auch das, was eigentlich vermieden werden soll, Leute die sehr persönliche, oft sehr steile Thesen formulieren, die aber genau das Verdrängte, das Ungesagte überdeutlich aussprechen.

Sofort kommt dann der Reflex Protagonisten wie Sarrazin und Pirinçci, die genau diese Rolle des Provokateurs übernehmen, auszugrenzen, zu dämonisieren und deren Thesen ebenso zu vereinfachen, zu verzerren, wie man es ihnen vorwirft, dass sie es tun.

Sehr viel klüger wäre es sich zu fragen, was in dem was sie sagen vielleicht richtig ist. Warum finden ihre Ansichten ein so breites Interesse? Warum finden sehr viele Menschen (ein Bestseller bei Amazon ist keine Randgruppe), dass hier endlich gesagt wird, was man „ja sonst nicht sagen darf“?

Sind das alles „Rechte“, „Verwirrte“, „Faschisten“, „Dummköpfe“? Oder formulieren die Provokateure einfach nur einen Kern von Wahrheit in ihrem ganzen Geschwurbel, den sonst niemand mehr formuliert, weil die institutionalisierten Journalisten eben nicht schreiben und sagen was sie wollen, sondern was sie meinen sagen zu sollen.

Desto breiter die Fläche, desto steilen die Kanten. Das ist wie bei Tafelbergen.

Ein weiterer trauriger Aspekt ist, dass die junge Frau Leute ab 60 offenbar flächendeckend für prädement und für neue Ideen völlig unzugänglich hält. Ich glaube sie irrt. Vielleicht hätte sie mehr Erfolg, wenn sie begriffe, dass Altere von den Jungen durchaus erwarten, dass sie unsere Gesellschaft weiter entwickeln.