Organspende ja, aber erst wenn ich tot bin, wenn ich sicher bin, dass ich tot bin. Eigentlich wollen wir das selbst enscheiden, dass wir tot sind, wenn wir tot sind. Naturgemäß ist dieser Wunsch nicht ganz leicht zu erfüllen.
Die Angst für tot gehalten zu werden, obwohl man selbst noch mit seinem erwachen rechnet, oder eben doch irgendwie noch lebt ist nicht neu. Für solche Notfälle ließen sich früher viele Menschen eine Klingel in den Sarg einbauen, um ganz sicher zu gehen, um klingeln zu können, im Notfall.
Es ist aber wohl kein Fall übermittelt in dem jemand geklingelt hätte. Schon damals waren die Toten tot. Bis heute ist diese Sorge einer der Gründe warum bei uns nicht sofort beerdiget wird. Warten wir doch mal ob er anfängt zu riechen, dann sind auch die Angehörigen sicher. Dem Toten ist es sowieso egal.
Wenn es um Transplantationen geht ist das aber nicht egal. Für die moderne Medizin, für die Chance anderen mit meinen Organen, wenn ich sie nicht mehr brauche, das Leben zu retten, ist das nicht egal. Wir müssen eine andere Option finden den Tod festzustellen als den Fäulnisprozess.
Wir müssen vielleicht auch eine andere Definition dafür zu finden wer wir sind, und wo das „Ich“ in uns sitzt.
Es gibt den alten Spruch: Ein Mensch ohne Kopf ist ein Krüppel zeitlebens.
Wir sind einig darüber, dass ein Mensch ohne Kopf wohl als tot gelten darf. Der Kopf ebenso, wie der Restkörper.
Auch für die Empfänger der Organe ist der Mensch, ist seine Seele wohl eher nicht in der Lunge, in der Leber oder im Herz beheimatet. Sonst scheidet die Transplantation wohl aus.
Für die meisten von uns dürfte das „Ich“ wohl im Kopf stecken, letzlich im Gehirn.
Auf der anderen Seite hätten wir gerne eine Medizin, die den ganzen Menschen sieht. Das meint aber eher den Einfluss des Kopfes auf den Körper, als umgekehrt. Wir fühlen den Körper als einen Teil von uns, aber wir fühlen eben nicht mit dem Bauch, sondern mit dem Kopf, auch wenn sich das auf den Bauch auswirkt.
Es ist also eigentlich ganz einfach. Ist der Kopf tot, ist der Mensch tot.
Da haben wir das Problem wieder. Wer außer uns selber kann sagen, dass der Kopf tot ist. Wer außer uns selber steckt in uns drin. Keiner.
Die Ärzte sagen nun, wenn wir den Hirntot feststellen, dann steckt der Mensch eben nicht mehr drin. Die Gegenfrage kommt dann promt. Woher wissen die das?
Sie wissen es nicht, sie unterstellen, dass der Mensch ohne Kopf tot ist. Sie unterstellen, dass ein Kopf ohne messbare Aktivität tot ist. Sie gehen davon aus, dass auch der Mensch, Seele hin Seele her, tot ist wenn die biochemische Maschine im Kopf nicht mehr funktioniert.
Hier scheiden sich die Geister. Die einen wollen oder können das nicht so sehen, weil der Körper nicht tot ist, weil sie eben nicht sehen, nicht sehen können was im Kopf stattfindet oder auch nicht. Man wird das wohl auch nie verbindlich klären können. Nicht unser Gefühl, nur unser Kopf sagt das es so ist. Die Frage nach den Tod wird offen bleiben müssen.
Ich denke aber, sie ist eigentlich auch unwichtig.
Ist der Hirntod eingetreten wird das „Ich“ des Menschen nicht mehr zurückkehren, der Körper wird sterben sobald nicht Maschinen die Organe in Funktion halten.
Ob das jetzt der Tod ist oder nicht, die Spanne ist offenbar weit bei der Frage wann man tot ist.
Mir ist das aber egal, ob wir diesen Menschen als erloschen, als Tod oder sonst wie bezeichnen. Ich für meinen Teil will so nicht sein, meine Organe könnt ihr dann haben. Ich halte die Frage nach dem Tod für falsch.
Es geht nicht darum ob ich tot bin, sondern dass die Grenze zum Leben überschritten ist. Das „Ich“ ist verloren, so oder so. Ich habe kein Problem damit wenn man dann anderen mit meinen Organen ein Leben ermöglicht, ohne meinen Tod durch einen Fäulnisprozess zu beweisen.
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