Es bröselt. Es bröseln Freiheit und Demokratie.

Der Staat muss als Sozialstaat die Existenz seiner Mitglieder wirtschaftlich sichern, er hat die Aufgabe der Daseinsfürsorge (Gesundheitsversorgung, Straßen, Strom, Wasser, Telekommunikation, innere und äußere Sicherheit etc. ).
Der Staat gibt Spielregeln vor die für alle gelten, aber er darf nicht vorschreiben wie der Einzelne sich in diesen Regeln verhält und welche Ziele er verfolgt, solange er sich an die Regeln hält.

Es ist Aufgabe des Staates, dem Bürger sein Recht auf ein eigenständiges aber auch eigenverantwortliches Leben zu garantieren.

Es ist nicht Aufgabe des Staates dem Einzelnen ein glückliches, sorgenfreies Leben zu bereiten.

Es ist auch nicht Aufgabe des Staates dem Bürger die Verantwortung für sein Leben ab zu nehmen, und ihn nach staatlichen Vorgaben glücklich zu machen.

Genau das aber geschieht. Es kommt schleichend, es kommt unter dem Deckmantel der sozialen Gerechtigkeit.
Alles ist für irgendjemanden ungerecht. Als besonders ungerecht empfinden die Welt die Mutlosen, die die keine Verantwortung für sich übernehmen wollen, die keine Initiative ergreifen, die sich nicht engagieren, die sich treiben lassen. Die alle finden die Welt ungerecht.

Aber die Mutlosen produziert sich der Staat selbst, er bevormundet, er erzieht , er gibt moralische Ziele vor, er definiert das Glück des Einzelnen, er regelt sein Verhalten, seine Essgewohnheiten, seinen Konsum.
Der Staat organisiert nicht das Gemeinwesen, er moralisiert das Gemeinwesen, er ermuntert nicht zur Eigenverantwortung, er bekämpft sie.

Dabei setzt er auf die Unterstützung der Wissenschaft
Die Wirklichkeit wird ersetzt durch ein selbst gemachtes Bild von der Realität. Die Werkzeuge sind Statistiken, Differenzierungen, das schlichte Ausblenden von Offensichtlichem.
Gutachten sind das beliebteste Mittel eigenes Denken und Wahrnehmen zu umgehen. Gutachten, besonders aus den Bereichen der nicht empirischen Wissenschaften, wo nicht mit reproduzierbaren Versuchen, nicht durch Versuch und Irrtum geforscht werden kann.
Das sind die Sozial- Finananz- die Klima- und Umweltwissenschaften. Hier lassen sich Gutachten erstellen, die jederzeit eine Sache selbst, wie auch ihr Gegenteil als wissenschaftliche Erkenntnis darstellen.

Politik agiert so in einer selbst inszenierten Realität.

Dies gibt der Politik die Chance Glaubenslehren als Tatsachen zu verkaufen.

Dazu gehört die Unterscheidung von „legal“ und „legal aber unmoralisch“.
Öffentlich verurteil wird auch legales aber moralisch als falsch bewertetes Verhalten. Das mag jeder für sich tun, nur kann Moral nicht ein „Nebenmaßstab“, ein Sonderrecht sein. Werten wir ni ht rechtlich sondern moralisch geben wir den Rechtsstaat zu Gunsten einer Moralinstanz auf, die nicht aufgrund von Recht sondern Moral handelt.

Damit wird der Staat zur Beute der Moralisten und Ideologen, die um der guten Sache Willen die Uneinsichtigen mit moralischem, gestalterischem und finanziellem Druck zum guten, moralisch richtigen Handeln führen.

Alle die angetreten sind, den Menschen eine bessere Welt zu bringen endeten als Diktatoren.

„Unser Ziel eines demokratischen Sozialismus im 21. Jahrhundert ist eine herrschaftsfreie Gesellschaft, in der alle Menschen menschenwürdig leben können.
Demokratischer Sozialismus orientiert sich an den Werten der Freiheit, Gleichheit, Solidarität, an Frieden und sozial- ökologischer Nachhaltigkeit. Diese bestimmen auch die Mittel auf dem Weg zu einer demokratisch-sozialistischen Gesellschaft.“*

Wer nicht gleich sein will, wer nicht solidarisch ist mit den Zielen wird die Mittel auf dem Weg zum verbindlichen Ziel dann zu spüren bekommen.
Die Demokratie wird wieder einmal da enden, wo das Ziel abgelehnt wird.

Die DDR, der Sozialismus ist nicht an der falschen Idee gescheitert, sondern an der falschen Umsetzung. Das Ziel war richtig, nur Stalin, Honecker und Mielke haben einfach zuviel falsch gemacht. Das wird „Die Linke“ jetzt, nach dem Reset, besser machen.
Denn noch immer gilt:

Das Ziel der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ist die Befreiung von jeder Ausbeutung und Unterdrückung, von Wirtschaftskrisen, Armut, Arbeitslosigkeit und imperialistischer Kriegsdrohung. Dieses Ziel, die Lösung der nationalen und sozialen Lebensfragen unseres Volkes, kann nur durch den Sozialismus erreicht werden.**

Wir stellen uns der Diskussion.
Wir haben dafür alle erforderlichen Formen und Foren der sozialistischen Demokratie. Wir rufen auf, sie noch umfassender zu nutzen. Doch wir sagen auch offen, daß wir gegen Vorschläge und Demonstrationen sind, hinter denen die Absicht steckt, Menschen irrezuführen und das verfassungsmäßige Fundament unseres Staates zu verändern. Die Deutsche Demokratische Republik — das sind die Bürgerinnen und Bürger, die im demokratischen Bündnis unter Führung der SED diesen Staat zu ihrem Wohl geschaffen haben. DDR, Sozialismus und Frieden, Demokratie und Freiheit gehören für immer zusammen. Nichts und niemand kann uns davon abbringen. ***

* Das Zitat stammt aus dem Parteiprogramm „Die Linke“, ein insgesamt sehr lesenswertes Dokument.

** Aus „Grundsätze und Ziele der Sozialistischen Einheitspartei (Berlin, 21.und 22.April 1946)“ Quelle

*** Erklärung des Politbüros des Zentalkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Berlin, 8. Oktober 1989) Quelle

Der kleine Putin und der ESC

Dekadenz (von lat. cadere „fallen“, „sinken“, frz. décadence, über mlat. decadentia) ist ein ursprünglich geschichtsphilosophischer Begriff, mit dem Veränderungen in Gesellschaften und Kulturen als Verfall, Niedergang bzw. Verkommenheit gedeutet und kritisiert wurden. Der Begriff setzt damit voraus, es gebe objektiv bessere oder wünschenswertere Zustände. (Wikipedia)

Als der bekannteste Fall von Dekadenz, als der bekannteste Untergang eines Reiches durch Verfall von Sitten und Moral gilt das römische Reich.

Dazu gehörte auch, dass die herrschenden Schichten, eigentlich jeder etwas wohlhabendere Bürger Roms einen privilegierten Status genoss, einen Status, der ihm Herrschaft über andere, über Sklaven gab, und den Wert des Vergnügens über den der Arbeit stellte.

Damit stieg auch der Wert der Kunst und die Freiheit des Individuums sich von gesellschaftlichen Zwängen, vom althergebrachten „Richtig“ und „Falsch“ zu lösen. Es gab keinen Gott, der mit Moral und Fegefeuer drohte, sondern nur das hier und jetzt.

Man könnte es eine freie, feinsinnige, weltoffene, Gesellschaft ohne falsche Moral und archaische Verhaltenszwänge nennen. Eine glückliche Gesellschaft, die es sich leisten konnte dem Volk Thermen, Gärten, Brot und Spiele zu schenken. Eine Gesellschaft, die dem Volk anstrengungslosen Wohlstand versprach. Eine Gesellschaft ohne sexuelle Tabus, ohne falsche Scham und Ausgrenzung des Andersartigen. Mit Werten wie Liebe, Toleranz und Offenheit..

Man könnte aber auch sagen es war eine Gesellschaft ohne Sitte, ohne Regeln, ohne Moral, ohne Kraft, ohne Führung. Wehrlos, reich, zerfallend. Eine Gesellschaft die keine Werte hat, kann sie und sich auch nicht verteidigen, sie will sich nicht verteidigen, weil es mit dem zügellosen Wohlleben nicht vereinbar ist, das ihre Kraft zerstört hat.

Dem dekadenten Zerfall standen bald die Goten und die Hunnen gegenüber. Völker voll Stolz, voll Entschlossenheit, voll männlicher Kraft. Völker, die entschlossen waren sich zu nehmen, was ihnen wie ein reifer Apfel in den Schoß fiel.
Ihrer kreatürlichen Kraft, ihrem unbeugsamen Willen, ihrer Wehrhaftigkeit und Härte hatten die verweichlichten geschlechtskranken, zivilisatorisch verkommenen Römer nichts entgegen zu setzen.

Schaut Putin heute nach Westen, nimmt er den ESC und „Conchita Wurst“ als die Realität unserer Gesellschaft wahr, dann wird er genau dieses altrömische dekadente Szenario sehen.
Er sieht die Urkraft des russischen Volkes bei sich, und durch sich verkörpert.
Auf der anderen Seite sieht er die spätrömische Dekadenz des Westens. Und genau so handelt er auch. Er sieht bei sich und dem russischen Volk Werte, die objektiv bessere und wünschenswertere Zustände darstellen, Werte, wie Kraft und Männlichkeit, Moral und Disziplin, Ordnung und Klarheit.

Nur leider ist Putin kein auch körperlich großer, selbstbewusster Führer oder Herrscher seines Volkes, sondern ein kleiner verletzlicher Mann. Nach seinen Selbstinszenierungen und seiner Körpersprache, eher voller Ängste und Minderwertigkeitskomplexe, als stark und selbstbewusst.
Seine Entscheidungen sind von diesen Schwächen, diesen Ängsten gesteuert, die für einen Mann seiner Macht ein charakterlicher Mangel sind, weil sie seine Entscheidungen unbeherrscht, irrational, emotional und unvorhersehbar machen.