Wer oder was ist ein Staat? Früher war mal wieder alles einfacher.

Was ist ein Staat?

Häufig wird diese klassische „Drei-Elemente-Lehre“, nach der ein Staat ein gemeinsames, durch in der Regel ausgeübte Gebietshoheit abgegrenztes Staatsgebiet, ein dazugehöriges Staatsvolk und die Machtausübung über dieses umfasst, um die Notwendigkeit einer rechtlichen Verfasstheit jener Gemeinschaft ergänzt.
So die klassische „Drei Elemente Lehre“ Wikipedia

Es gibt modernere, soziologisch treffendere, ausgefeiltere Definitionen, aber die „Drei-Elemente-Lehre“ entspricht noch immer am ehesten dem, was wir „Staatsbürger“ unter einen Staat verstehen, wie wir Staat „fühlen“.

Die drei Elemente
Staatsgebiet – Staatsmacht – Staatsvolk
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Welche Bedeutung haben heute?

Das Staatsgebiet.
Wo ist das Stastsgebiet. Auf der Landkarte ist das Staatsgebiet zu finden, aber in der Wirklichkeit? 
In der Europäischen Union sind die Grenzen faktisch abgeschafft. Das ist ein großer Fortschritt. Es ist eine zivilisatorische Errungenschaft die scharfe Abgrenzung zu seinen Nachbarn nicht mehr zu brauchen. Freizügigkeit von Menschen und Waren ist ein zivilisatorischer  Fortschritt.

Die Stastsmacht.
Auch Staatsmacht wird durch die Europäische Union verändert. 
Europa schafft sich gemeinsame Regeln. Der Arbeitsmarkt ist grenzenlos ebenso die Sozialsysteme. Der Euro ist gemeinsame Währung, die Finanzpolitik ist eine gemeinsame. Europa gibt gemeinsame Regeln für die Staaten der Union vor. 
Die Einzelstaaten haben viel von ihrer Macht an Europa abgegeben, sie regeln viel gemeinsam. Auch das ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt. 

Das Staatsvolk.
Was ist das Staatsvolk? Wodurch definiert sich das Stastsvolk? Warum ist es wichtig?
Das Staatsvolk bildet ein unverzichtbares Element der Identität des Individuums. Wir definieren uns immer auch als Teil einer Gruppe, eben auch als Teil eines Volks.
Dieses Volk definiert sich nicht mehr so klar wie früher durch sein gemeinsam abgegrenztes Herrschaftsgebiet. Es definiert sich nicht mehr eindeutig durch die gemeinsame rechtlich verfasste Gemeinschaft. Das europäische „Ich“ die gemeinsame europäische Identität gibt es leider noch nicht. 
Was bleibt um ein Gemeinschaftsgefühl, eine Gruppenzugehörigkeit ein Staatsvolk zu definieren? Wo finden sich die Kriterien, um das „Wir“ zu finden?

Die Definition des Volkes ist auch fùr unser Demokratieverständnis unverzichtbar, denn alle Staatmacht geht vom Volk aus, das seinen Willen in freien Wahlen äußert. Das wird schwer, wenn wir  das Volk nicht mehr klar eingrenzen können. 

Was bleibt ist die gemeinsame kulturelle Identität. Deshalb ist diese kulturelle Identität wichtiger als je zuvor. Deshalb wird diese kulturelle Identität verteidigt. Deshalb wird jede Gruppe die diese Identität tatsächlich oder potentiell bedroht abgelehnt. Deshalb teilt die „Bedrohung“ von außen Europa, statt es zu einen. Die eigene Identität, die eigene Kultur wird wieder wichtiger, die Abgrenzung schärfer, die Toleranz, auch innerhalb Europas, kleiner. 

Angst vor Überfremdung, Fremdenfeindlichkeit ist auch eine Folge davon, dass es nicht gelungen ist eine europäische Identität zu schaffen. Desto fremder eine andere Kultur ist, desto heftiger ist die Ablehnung. 

Das gilt für die einheimische Bevölkerung ebenso, wie für zuwandernde Fremde.