Allem unseren Handeln liegt der Wunsch zu Grunde Gutes zu tun, den Menschen Gutes zu tun. Egal ob es um Schulen für die Kinder, Brunnen für das Dorf oder eine funktionierende Verwaltung für alle geht.
Es geht um Menschenrechte, um Freiheit und Selbstbestimmung.
Es geht darum die Grundwerte der Menschen auch denen zu sichern, denen sie verweigert werden.
Nur ein Problem übersehen wir dabei.
Die Grundwerte, die alle teilen, die Menschenrechte, sind eine Fiktion.
Sie sind ein Produkt unseres christlich mathematisch bestimmten Wertesystems.
Unser Glaube an universelle Menschenrechte ist nichts als die Hybris zu glauben, dass die Welt an unserem Wesen genesen könne. Wir haben längst den Blick dafür verloren, dass andere Kulturen andere Werte haben. Werte die wir nicht teilen und nicht einmal sehen, geschweige den verstehen. Werte, die wir für unwert halten.
Deutlich wird es immer dort, wo die Kulturen und ihre Werte aufeinander stoßen.
Zum Beispiel in Afghanistan.
Wer ein tiefgläubiger Muslim ist und sein Leben durch das islamische Recht der Scharia geregelt sehen will, wer weiß, dass Gott existiert und ihm das Paradies zu teil wird wenn er sich den religiösen Regeln unterwirft, wer weiß, dass sein Leben nur einen Wert durch seine Religion hat, wer weiß, dass wer nicht glaubt wie er glaubt ein schlechter Mensch minderer Rechte sein muss, weil er Gott leugnet, der wird unsere Werte nie als seine annehmen, oder sie auch nur begreifen.
Er wird sie ebensowenig begreifen wie wir, die wir in einer nicht religiösen, oft gottlosen Welt leben je das begreifen werden was für den anderen gesichertes Wissen ist, für uns aber eher religiöser Wahn.
Es gibt einen schmalen Grad der Gemeinsamkeiten. Er besteht dort, wo es um unseren technischen Vorsprung geht, um Brunnen, um Autos und Waffentechnik.
Er endet aber schon bei der Frage wem diese Dinge gehören, wer darüber bestimmt und wozu sie dienen.
Das geht bis in grundsätzliche Fragen. Fragen über den Wert des Lebens an sich.
Bei uns genießt das Leben die höchste Priorität, wer aber weiß dass es ein Leben nach dem Tod gibt, wer weiß, dass er dieses und das Paradies erreichen kann wenn er den Regeln folgt, der bemisst den Wert des Lebens ganz anders. Den Wert des Lebens anderer, aber auch den Wert des eigenen Lebens.
Was für uns religiöser Wahn des 15. Jahrhunderts sein mag, das ist für andere eine feststehende Tatsache. Wir sind bestimmt von der aristotelischen Logik, von naturwissenschaftlich-mathematischer Logik, andere sind das nicht.
Für sie gibt es andere Werte, religiöse Wahrheiten und Gesetze, die Vorrang haben.
Das ist im Übrigen kein ausschließlich muslimisches Problem, bei christlichen Fundamentalisten, auch als auch als Kreationismus oder Intelligent Design bekannt, ist das nicht anders.
Dazwischen gibt es keinen Kompromiss, denn wer einen Kompromiss macht muss sein Weltbild aufgeben. Das bedeutet den Verlust aller Werte, den Verlust um das Wissen von Gut und Böse, den Verlust des eigenen Seins, der eigenen Identität, das ist nichts anderes als der Tod ohne Hoffnung auf Erlösung oder Paradies.
Die Konsequenz ist nach unseren Maßstäben: Gebt den Menschen die Freiheit die wir fordern, sagt ihnen nicht wie sie glücklich werden sollen. Lasst sie nach ihren eigenen Regeln spielen.
In der Konsequenz bedeutet dies aber auch, dass wir uns für alles was dort geschieht, was wir für Terror und Unterdrückung halten, nicht interessieren.
Schlimmer, es bedeutet auch, dass wir diese Denkweise als feindlich begreifen und von uns fern halten müssen.
Es bedeutet, dass wir Menschen mit diesen Werten bei uns nicht dulden können und uns mit allen, auch gewaltsamen Mitten, von ihnen abgrenzen müssen.
Das widerspricht unseren Werten, unserem Verständnis von Freiheit und Menschenwürde, es widerspricht nicht den Werten der anderen. Unsere Werte erzwingen den unmöglichen Kompromiss, das ist unser Dilemma, das ist das Dilemma, das wir nicht nur in Afghanistan erleben.