Merkel, Gauck oder die Chance auf ein Traumduo

Frau Merkel ist intelligent, sie kann analytisch denken, sie kann logisch handeln und argumentativ überzeugen. Sie hat Mut und keine Angst vor großen Entscheidungen.

Mut zum Risiko an der richtigen Stelle hat sie bewiesen, als sie hat versprochen, dass unser Geld sicher ist, als es das nicht war.

Sie kann große Entscheidungen aussitzen, die Steuerreform.

Sie kann große Entscheidungen treffen, wenn sie überzeugt ist, dass sie richtig sind, auch wenn sie eine Kehrtwende machen muss, der Atomausstieg.

Sie kann eine wichtige Entscheidung in kleine Häppchen teilen und so Stück für Stück abarbeiten, Risiken vermindern und nötige Kompromisse finden. Die Finanzkrise.

Sie kann führen, sie kann regieren, sie kann eine große Kanzlerin sein.

Aber sie hat eine Schwäche, die sie nicht überwinden kann:
In ihr steckt immer noch die kleine schüchterne Angela, die sich nicht für einen Schwan, sondern für ein hässliches Entlein hält.

Da hat sie ja auch nicht ganz Unrecht, sie ist keine schöne erotische Frau, die durch ihren weiblichen Zauber betört.

Aber das ist nicht das Problem, sonder die Ursache des Problems:
Sie ist machtbewusst. Sie weiß, dass sie stark ist und Dinge durchsetzen kann, aber dennoch hat sie ein Problem mit ihrem Selbstbewusstsein:

Sie hat Angst. Sie hat Angst vor Menschen die etwas haben, dass sie nicht hat.
Sie hat Angst vor Menschen mit Charisma, vor Menschen, die wie von selbst im Mittelpunkt stehen. Sie hat Angst davor, weil sie beides nicht hat, weil sie es nicht kontrollieren kann, es ist ihr unheimlich.

Sie weiß, dass dies ein Faktor ist, der ihr gefährlich werden kann. Aber weil sie eben innen drin noch das kleine furchtsame Entlein ist schafft sie es nicht solchen Menschen zu vertrauen und deren Stärken für sich zu nutzen, sondern geht den umgekehrten Weg, sie räumt sie bei Seite. Sie duldet kluge Köpfe neben sich, vor denen muss sie keine Angst aber, aber sie duldet keine Menschen mit Charisma.

Ihr erstes Opfer war Friedrich Merz. Ein schwerer Fehler, nicht ihr letzter.

Deshalb war der kluge, intelligente, welterfahrene aber uncharismatische Köhler der ideale Präsident aus ihrer Sicht.
Deshalb war danach der uncharismatische, aber jugendlich frische Darlingtyp eines beamteten Schwiegersohns Wulff der ideale Bundespräsident.

Deshalb aber wollte sie Gauck um keinen Preis.
Gauck verkörpert alles, was sie nicht hat.
Er ist als Mann attraktiv.
Er hat Charisma.
Er kann reden, wie kaum ein Zweiter.
Er wird bewundert.

Gauck ist für Angela Merkel der Angstgegner überhaupt.
Gauck ist für Frau Merkel aber auch die große Chance, denn den Gauck kann sie nun nicht mehr los werden. Sie muss mit ihm leben.

Sie hat zwei Möglichkeiten:

Einen albernen, peinlichen Zickenkrieg mit einer Mischung aus Ignorieren, Kleinreden und anderen peinlichen Aktionen,

oder

sie erkennt ihre Chance durch Gauck das Charisma in ihre Amtszeit zu bekommen, dass ihr selber fehlt. Mit ihm kann sie das schaffen.
Er ist kein Konkurrent in der Sache. Er ist kein Konkurrent um die Macht.
Sie vertreten die selben Werte, haben die selben Leitbilder, die selbe Prägung.
Wenn sie es schafft ihm zu vertrauen, wenn sie es schafft über ihren Schatten zu springen und das Entlein zu vergessen, dann kann und wird Gauck ihr die Wiederwahl schenken, weil er ihr das moralische und charismatische Beiwerk liefert, das ihr fehlt um eine wirklich große Kanzlerin zu sein.

Wenn sie sie die Chance erkennt und nutzt, aber Frau Merkel ist eine kluge Frau, vielleicht sogar eine große Persönlichkeit mit genug Selbstbewußtsein für eine große Kanzlerin.