Ich zitiere mich mal einfach selber, macht ja sonst keiner. (Aus guten Gründen :-)

Sich selbst zu zitieren ist vielleicht eitel, mag sein. Gilt hier nicht, es dient nur dazu, dass ich selbst nicht vergesse was ich heute sage.
Die Probleme um das Leistungsschutzrecht könnten grundsätzliche Bedeutung für die Presselandschaft der Zukunft haben. Ich möcht später noch wissen, was ich heute gesagt habe.

Denn ein gutes Stück weit habe ich den Glauben an das Gute in der Branche verloren.

Die ganze Debatte um das Leistungsschutzrech (LSR) wirft meines Erachtens auch wieder die Frage nach den Inhalten auf, die Frage nach dem Qualitätsjournalimus.
Natürlich muss ich als Verlag Angst vor dem Google-Zitat haben, wenn die Leser wissen, dass sie damit 80% der Information des Artikels schon kennen.
Weitere 15% finden sie dann im Einleitungstext, der meist der Agenturmeldung entspricht.

Eine eigene journalistische Leistung, eine Einordnung der Information in Zusammenhänge, Hintergründe, eben die journalistische Aufbereitung fehlt doch fast immer und überall.

Es sind die Verlage, allen voran Springer, die hier versagen. Schlechter Journalismus ist viel eher die Gefahr für die Verlage. Die Erkenntnis der Leser, dass sie im Artikel nichts neues erfahren werden. Das wird sich mit einer Anti-Google Kampagne nicht ändern lassen. Ein Beleg dafür ist, dass Zeitungen, die eben den anderen Weg gehen, neu entstehen und durchaus erfolgreich sind.

Die Frage ob das Monopol Googls schädlich ist oder nicht, ist keine wirtschaftliche.
Das Problem liegt hier wohl eher in den manipulativen Möglichkeiten. Wenn Google will, dass wir etwas nicht sehen, dann sehen wir es nicht, wenn Google will, dass wir etwas sehen, dann sehen wir das auch.

Das ist problematisch.

In sofern hätte ich eher Verständnis für ein umgekehrtes Begehren der Verlage: Ein Rechtsanspruch bei Google geführt zu werden.

Ich hatte geglaubt, dass die unabhängigen Verlage einem Ethos folgen der Kampagnenjournalismus ausschließt. Einer mag mal etwas verschweigen, verbiegen, aber nicht alle.
Das glaube ich nicht mehr.

Bis zu dieser LSR-Kampagne hielt ich die deutschen Printmedien für unverzichtbar.
Das glaube ich nicht mehr.

Ich hatte geglaubt, dass ich durch die Lektüre von Zeitungen gut und unabhängig informiert sei.
Das glaube ich nicht mehr.

Erschreckend ist wie einfach es scheint die Presse gleichzuschalten, wenn sie selbst etwas für in ihrem Interesse hält.
Heute ist es das LSR, morgen eine bestimmte Politik?
Ich hätte das nicht für denkbar gehalten, heute weis ich, dass es schon so ist.

Freie Blogger und ausländische Zeitungen, öffentlich rechtliches Radio und Fernsehen sind, in dieser Reihenfolge, für mich jetzt wichtiger und glaubwürdiger als der »Qualitätsjournalismus« der etablierten deutschen Printmedien.

Heute bin ich vielleicht ein Befürworter des LSR, weil ich glaube, dass der Schuss nach hinten losgeht. Wenn Printmedien so denken und handeln, wie sie es im Streit um das LSR tun, dann ist das ihr Ende, dann sind sie entbehrlich, dann werden sie verschwinden. Zu Recht.

Es geht schon lange nicht mehr um kluge Vergleiche, auch wenn diese immer wieder als Argumentationshilfe für oder gegen das LSR bemüht werden.

Natürlich können die Vertreter des LSR ebenso klug argumentieren, feinsinnig und grobgetrickt, wie die Gegner.

Wie das geht hat schon Schopenhauer gewusst und erklärt.
Die Kunst Recht zu behalten.
Klug argumentieren können sie. Man erkennt die alten Techniken mühelos wieder.

Es geht aber nicht darum Recht zu behalten, es geht längst um die Glaubwürdigket der Branche. Die ist mindestens beschädigt, und das liegt weniger an guter oder schlechter Argumentation, sondern an der Parteilichkeit der Leitmedien, am bewussten Verschweigen, an der bewussten einseitigen Beeinflussung der Leser.
Die vorsätzliche, gemeinsame Einseitigkeit der Berichterstattung ist Anlass zur Sorge.

Originale als Kommentare von mir bei stefan-niggemeier.de