Europa ist gescheitert? Der Euro ist gescheitert? Die Freizügigkeit ist gescheitert?

Eurokrise, Armutszuwanderung zwei Themen die noch immer oder auch immer wieder die Gemüter bewegen.

Die AfD will den Euro abschaffen, Duisburg verzweifelt an der Armutseinwanderung in seine Sozialbehörden.

Beweise für ein gescheitertes Europa?
Nein, ein Beweis für politische Dummheit.

Ich glaube wir übersehen das eigentliche Problem.

Das Problem ist nicht die Freizügigkeit, es ist nicht der Euro, es ist etwas anderes, es ist die Definition des Begriffs „Europa“.

Es sind Länder aufgenommen worden, die zwar geographisch zu Europa zählen, die aber nicht zum gleichen Wirtschafts- und Sozialraum gehören.

Bei der Schaffung Europas würde das Gebot der Gleichheit der Partner deutlich unterbewertet, gleichzeitig wurde die Erfüllung der Beitrittskriterien in den „Problemländern“ solange schöngeredet, bis alles passte, was politisch gewollt war.

Eine übliche Vorgehensweise zur Verdrängung der Realität. Das rächt sich jetzt.

Es ist nicht die „Idee Europa“ die scheitert, sondern eine realitäts- und damit bürgerferne Politik.

60 Millionen ohne Industrie und Handel

Großbritannien, eine stolze Nation, ein Weltreich.

Rule, Britannia! Britannia rule the waves!
Britons never will be slaves.
The nations not so blest as thee,
Must in their turns to tyrants fall;
While thou shalt flourish great and free,
The dread and envy of them all.

Great Britain eine Legende, vom River Quai bis James Bond.
Great Britain mit der Königin, den Beatles, Manchester United, seinen berühmten Exzentrikern, dem schottischen Whisky und dem Plumpudding.

Magna Carta, Bill of Rights, nukleare Abschreckung, ständiger Sitz im Weltsicherheitsrat, Sieger im Zweiten Weltkrieg. Eine große Nation auf Augenhöhe mit USA, China, Russland und dem Rest der Welt.
Weltmacht eben.

Was aber ist wirklich noch übrig vom Weltmachttraum?

Ein in seinen sozialen Strukturen schwer angeschlagenes Land, eine durch zunehmende kulturell und zuwanderungsbedingte Identitätsprobleme verunsicherte Bevölkerung .

Ein deindustrialisiertes Land dessen Wirtschaftskraft auf dem Banken- und Versicherungssektor in seiner Hauptstadt beruht. Dessen letzte Industrien im Automobilbau nur noch Zweigstellen ausländischer Konzerne sind und dessen chemische Industrie längst internationalisiert ist.

Trotzdem ist es sich selbst genug, sieht sich als Inhaber eines Führungsanspruchs, will und braucht wohl zum Überleben Sonderrechte und einen Schutzstatus in der EU. Das Land lebt vom Mythos der Vergangenheit.
Dennoch drohen britische Politiker mit Austritt aus der EU, wenn die Sonderrolle, der britische Sonderstatus nicht anerkannt wird.

Wem drohen sie eigentlich und womit?
Was verliert die EU wenn GB geht?
Ich glaube nicht, dass die EU die Risiken einer Wirtschaft braucht, die außer Finanzdienstleistungen und deren zweifelhaften Risiken nichts mehr anzubieten hat.

Die Einzelstaaten in Europa sind Kleinstaaten und werden mit Blick auf den Rest der Welt in der Relation immer kleiner, immer unbedeutender und machtloser. Die wirtschaftliche Stärke Europas wird nicht mehr durch die Stärke der Einzelstaaten bestimmt werden, sondern durch die Stärke der Union.

Da haben die Britten eine andere Ansicht, was sie selbst angeht. Sie halten es wohl mit Schillers Tell: Der Starke ist am mächtigsten allein.

Es war das Empire, das sie stark gemacht hatte. Das ist aber Geschichte, es existiert nur noch in den Köpfen und in den Illusionen.
Großbritannien ist bestenfalls noch eine schwindende Mittelmacht von regionaler Bedeutung. Damit passt es eigentlich ganz gut nach Europa, denn das ist ein Sammelsurium ehemaliger Weltmächte.
Egal ob Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Niederlande oder eben Großbritannien.
Der Unterschied ist nur, dass die anderen es zum größten Teil schon wissen, dass die glorreichen Weltmacht-Zeiten vorbei sind.

Wenn die Britten glauben stark zu sein, alleine besser leben zu können, ich kann nur sagen: Gehn se mit Gott, aber gehn se, hier stehn se nur im Weg.

Der Personalmoloch EU

Mitarbeiterzahl
EU: 33.039 – Quelle

Erlangen: 24.000 – Quelle
Lufthansa: 117.922 – Quelle
Flughafen Berlin/Brandenburg: 1.414 Quelle
London Underground: ca. 19.000 – Quelle
Berliner Verkehrsbetriebe (BVG): 12.775 – Quelle
Aktive Soldaten in der Bundeswehr: 183.512 – Quelle
Axel Springer Verlag: 12.843 – Quelle
Volkswagen AG: 570.000 – Quelle
Techniker Krankenkasse: 12.857 – Quelle
Deutsche Bahn: ca. 300.000 – Quelle
Lego: 9.374 – Quelle
REWE: 327.600 – Quelle
Knorr (Bremsenhersteller): 19.120 – Quelle
In seinen Freuzeitparks beschäftigt Disney rund: 57.000 – Quelle

Überblick:
Bund: 560.100 Mitarbeiter
Länder: 2.178.900 Mitarbeiter
Gemeinden: 1.537.100 Mitarbeiter
Mittelbare Einrichtungen: 545.100 Mitarbeiter

Mitarbeiter der staatlichen Verwaltung in der Bundesrepublik Deutschland:
4.821.100

Es ist schon eindrucksvoll, die Londoner U-Bahn hat nur etwas mehr als die Hälfte der Mitarbeiter der EU, REWE aber fast zehnmal soviel.Der Axel Springer-Verlag scheint wirklich effektiver, wenn man nur am Qutput an Papier misst. Aber ist das wirklich der richtige Maßstab?

Europawahl, die Auferstehung der Spießer – Böse Welt bleib draußen.

Nach Großbritannien oder Frankreich mag ich nicht gucken, nicht nach Griechenland, nicht nach Deutschland.

Eines scheinen mir alle Ergebnisse gemein zu haben: Es war eine „früher war alles besser“ Wahl.

In Frankreich und Großbritannien legen die „gegen alles was unsere Ruhe stört“-Parteien deutlich zu. Euro, Ausländer und Schwule verbieten, böse Welt bleib draußen.

In Griechenland sind die Linken der Gewinner mit der „lasst uns so leben wie früher – Geld ist da“ – Reichtum für alle! – Schuldendienst einstellen Forderung. Böse Welt bleib draußen.

In Deutschland scheint die Welt noch einigermaßen in Ordnung.
Außer in Berlin natürlich, da feiert die Provinz fröhliche Urständ. Natürlich müssen Kleingärtner bleiben, egal was es kostet. Natürlich darf auf dem Tempelhofer-Feld nie und nichts verändert werden. Haltet die Idylle fest, lasst alles wie es ist, ändert nichts. Böse Welt bleib draußen.

Wie sang Vicki Leandros schon 1969:

Halt die Welt an,
stopp die Zeiger der Uhren,
die schönen Stunden mit dir,
geh’n sonst viel zu schnell vorbei.

Da entsteht der Wunsch Martin Schulz möge Kommissionspräsident werden. Nicht weil er große, oder wenigstens überhaupt Ideen hätte, einen Traum von Europa, ein Ziel für die Zukunft. Nein er hat Ehrgeiz, er will aus diesem Ehrgeiz heraus etwas bewegen. Er will Zukunft gestalten, nicht die alten Strickjacken und Wollknäule wieder aus den Mottenkisten holen.

Einer der wenigen, die nach vorne blicken – in die einzig richtige Richtung.